Theater einBLICK

22.11.2022

Die Hoffnung bleibt …

Lena Sofia Schraml hat für den hauseigenen Kritikerclub des Deutschen Theater Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Vorstellung »State of the Union« am 17.11. besucht.
State of the Union
Zum Stück

…grün! Grün, wie die Tür zur Paartherapeutin. Grün, wie das Kleid, dass Katharina Pittelkow alias Louise für Ronny Thalmeyer alias Tom trägt. Grün, wie die Sneaker von Tom. Oder grün, wie die Trauben in dem fünften Weißwein-Glas von Louise.
Beruhigend, wie ich finde! Denn es erscheint möglich – mag die Situation noch so verfahren wirken –, dass man es auch ohne Therapeut*innen schafft. Nick Hornbys »State of the Union« zeigt: eigentlich braucht es (manchmal) nur einen Pub. Die Inszenierung von Johanna Schwung spielt in einem Pub gegenüber der Paartherapeutin von Louise und Tom. Die Beiden treffen sich dort regelmäßig und diskutieren – mal musikalisch, mal gereizt, mal humorvoll – die Probleme, die sie dorthin geführt haben, wo sie sich nun befinden. Dabei finden beide eine neue Gemeinsamkeit: das Beobachten von anderen ›Problem-Paaren‹, die sie durch das Fenster des Pubs mit Blick auf die Tür der Therapeutin vermeintlich sehen können. Hin und wieder fühlte ich mich dabei ertappt, wie ich versuchte auch einen Blick auf die (selbstverständlich größeren) Probleme der anderen zu werfen, musste dann aber beschämt feststellen, nur in die Gesichter der anderen Theater-Besucher*innen zu schauen. Ein Zeichen? Katharina Pittelkow und Ronny Thalmeyer überzeugen jedenfalls als frustriertes Paar! Nicht nur das, sie schaffen es auch einer Krise eine gewisse Komik abzugewinnen, wobei kein typisches Paar-Problem verschwiegen bleibt, während die gesamte Inszenierung an ein und demselben Ort spielt. Dennoch – unter anderem durch die wahnsinnig guten Gesangseinlagen – bleibt die Inszenierung stets abwechslungsreich.
Katharina Pittelkow und Ronny Thalmeyer nehmen die Zuschauer*innen innerhalb kurzer Zeit mit auf die Reise von mehreren Wochen Beziehungsarbeit, welche sich auch für die Besucher*innen auszahlt! Denn während des kurzweiligen Abends im dt.x Keller, glaubte ich selbst Teil des Bühnenbildes von Johannes Frei zu sein: mit meinem Wein-Glas und meiner Begleitung hätte ich nur allzu gut ein weiteres Paar in dieser Szenerie sein können. Erfrischend komisch! Aber was sagt eigentlich meine Pub-Begleitung dazu? 22.11.2022