Netboy

Petra Wüllenweber
dt.2
Premiere 24. April 2016
Dauer 70 Minuten
Ab 12+ Jahren
Zur Autorin Petra Wüllenweber | Die 1971 geborene Petra Wüllenweber studierte Germanistik und Regie und arbeitet seit 2000 als freischaffende Regisseurin und Autorin. Ihre Jugendtheateradaption von »Zweier ohne« von Dirk Kurbjuweit wurde für den FAUST-Preis nominiert und war in der Endauswahl des niederländisch-deutschen Theaterpreises Kaas und Kappes.
Es gibt Tage, an denen alles nervt: die geschiedenen Eltern, die Lehrer und manchmal selbst die besten Freunde. Vor allem, wenn letztere hauptsächlich mit dem ersten Verliebtsein beschäftigt sind. Olaf ist in Marie verliebt, obwohl er für sie einfach nur ein Kumpel ist. Wo er Marie mit seinen Annäherungsversuchen zu nahe kommt, würde Maries Freundin Sarah – die über beide Ohren in Olaf verknallt ist – am liebsten die Plätze tauschen. Wenn dann noch familiäre Hiobsbotschaften dazukommen, zum Beispiel dass Maries Papa bald mit seiner neuen Freundin nach Berlin ziehen will und damit die gemeinsamen Vater-Tochter-Wochenenden auf der Kippe stehen, kann man sich schon mal so richtig beschissen fühlen.
In solchen Momenten zieht sich Marie in den Chat zurück. Dort heißt sie Sunrain und lernt Netboy kennen. Wer Netboy ist? Keine Ahnung. Aber er hört zu, interessiert sich für ihre Sorgen und ermutigt sie mit Kafka-Zitaten, Dinge anzugehen statt sie auszuhalten. Im Chat planen sie eine Aktion, um Maries Chemielehrerin eins auszuwischen: Marie scheißt der Lehrerin dazu vor die Haustür. Doch sie wird bei dem Streich beobachtet, fotografiert und fortan von Netboy erpresst. Obwohl sie alles tut, was Netboy von ihr verlangt, gelangt das Foto ins Netz. Und Marie findet sich im Zentrum eines veritablen Shitstorms wieder …
»Netboy«, 2013 uraufgeführt, zeigt aus Maries Perspektive, in welche ungeahnten Abhängigkeiten Jugendliche im Internet geraten können, wie aus erst ganz unverfänglichen Geschichten lebensbedrohliches Cybermobbing wird, wie wichtig und wie anfällig Freundschaften sind und wie hilfebedürftig man sein kann.
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Pressestimmen

Absturzgefahr auf dem Display »Nach einem verzweifelten Ausbruch Maries liegt nicht nur die weiße Wand in Trümmern, sondern auch ihre vertraute Umgebung mit all den Likes und Sprüchen und Selfies. Das haut rein, so wie dieser Theaterabend, der belebt und bewegt und die Verhältnisse auch nicht versöhnlich erdet.«
Tina Fibiger, Kulturbüro Göttingen 28.4.2016

Deutsches Theater: Stück um Internet-Mobbing N»etboy« ist angelaufen »Intensiv und dicht ist die Inszenierung dieses Beispiels für Cybermobbing aus der Feder von Petra Wüllenweber. Johannes Rieder hat das Stück inszeniert; bezeichnenderweise arbeitet der Regisseur auch als Sozialarbeiter für jugendliche Flüchtlinge. Mit den DT-Schauspielern Felicitas Madl und Moritz Schulze und Julia Duda von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ist ihm eine treffende Arbeit gelungen … Ein Kunststück der Verwandlung vollführt Julia Duda. Allein mit einer blonden Perücke schlüpft sie aus der Rolle der Freundin in die der Mutter. … Eindrucksvoll ist der Moment, in dem Marie aus ihrer Verzweiflung heraus die weiße Rückwand der Präsentierbühne umwirft und so Platz macht für die Reaktionen, die im Netz ungebremst auf sie niederprasseln: Sie werden nicht nur von ihren Schauspielpartnern Duda und Schulze durcheinander gelesen, sondern wachsen wie ein Buchstabengewitter an den Wänden.«
Ute Lawrenz, HNA 30.4.2016

Gefährliches Netz »Die drei sind ganz normale Jugendliche, die sich mit üblichen Alltagsproblemen herumplagen: der Schule, den anderen und den Eltern. Marie (mit großer Bühnenpräsenz: Felicitas Madl) hat gerade Stress mit ihren Eltern … Eindrucksvoll durchbricht Madl an dieser Stelle mit ganzem Körpereinsatz auf hohen Absätzen die weiße Wand … Ohne mit der Moralkeule zu schwingen, transportiert sich die Botschaft des Stückes.«
Marie Varela, Göttinger Tageblatt 26.4.2016