Theater einBLICK

02.05.2023

Kafka kann auch komisch

Ingrid Rosine Floerke hat für den hauseigenen Kritiker*innenclub des Deutschen Theater Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Premiere »Die Verwandlung« besucht.
Die Verwandlung
Zum Stück

Bereits auf dem Spielplan wird die Inszenierung der Erzählung vom Regisseur Philipp Löhle als »Horrorkomödie« angekündigt. Manch einer mag sich fragen »Wie soll das funktionieren?« Aber, das tut es. Dabei wird der Kern der Handlung, mit Gregor Samsa der als Käfer aufwacht, bewahrt; ansonsten aber nimmt die Perspektive der Geschichte eine ganz neue Blickrichtung ein. Man erfährt nicht viel von den Gedanken des Käfers, sondern erlebt die Wahrnehmung der Restfamilie hautnah mit. Damit entsteht die Möglichkeit den Figuren ein Eigenleben zu geben und die komödiantischen Aspekte können für die Zuschauenden ausgiebigst hineingearbeitet werden. Dabei muss man nicht versucht sein mit der neuen Perspektive auch eine ganz neue Interpretation des Stoffes zu entdecken, sondern die Rechercheergebnisse des Regisseurs als Ideengeber zu der Erzählung und seinem Autor einfach wirken lassen. Was das Bühnenbild und die Bühnentechnik betrifft, so ist Thomas Rump etwas besonders Kreatives gelungen. Es macht richtig Spaß sich in die Optik der Stummfilmära fallenzulassen. Alle Protagonisten haben sichtbar und hörbar Freude daran sich mit übertriebenen Gesten und Stimmhöhen in der Schwarz-Weiß Welt der Bühne zu bewegen. Und, wenn man ein Fan von sich aufpeitschenden, immer lauter und chaotischer werdenden Handlungen einer Komödie ist, dann ist diese verwandelte Version von »Die Verwandlung« genau das Richtige für einen unterhaltsamen Abend. 29.4.2023

 

© Thomas Müller