Theater einBLICK

21.11.2022

Was kommt?

Ina Laegner hat für den hauseigenen Kritikerclub des Deutschen Theater Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Vorstellung »State of the Union« am 17.11. besucht.
State of the Union
Zum Stück

Eine wunderbare Art über Paartherapie zu berichten ist nicht über die Sitzungen, sondern über das davor und das danach zu sprechen. Das gelingt Nick Hornby in »State of the Union« ganz hervorragend. Die Inszenierung von Johanna Schwung am Deutschen Theater Göttingen schafft es, die Eheprobleme von Tom und Louise mit einer tiefen Intensität und einer großen Leichtigkeit zu vermitteln. Es gelingt gut, sich in die Situation beider Protagonisten hineinzuversetzen. Es geht wie so oft in Beziehungen um Nähe, Distanz, Akzeptanz, Anerkennung und Zuneigung.
Louise bricht aus Unzufriedenheit mit Tom und fehlendem Sex aus. Sie beginnt eine Affäre, die sie aber auch nicht glücklich macht. Tom ist dadurch verletzt, fühlt sich von Louise nicht akzeptiert, hadert aber auch mit seiner beruflichen Situation.
Die beiden treffen sich vor ihren Sitzungen in einem Pub. Interessant ist die Idee, nicht nur über sich und die Therapie zu reden, sondern andere Paare dabei zu beobachten, wie emotional und mit welchen Verhaltensweisen diese aus der Therapie kommen.
Von dieser Metaebene aus können Louise und Tom auch eigene Rollenbilder verlassen, sich solidarisieren, abgrenzen oder ganz neue Perspektiven entwickeln, wie z.B. den Todespakt im Alter.
Das Stück regt an zu überprüfen, wieviel Veränderung man wirklich beim Partner sucht, wieviel Vertrautes wichtig ist und welche neuen Wege sich bei einem Perspektivenwechsel entwickeln können. 20.11.2022