Lautstark gegen die Welt
»Das Deutsche Theater Göttingen zeigt mit seiner Inszenierung von ›Die Blechtrommel‹, wie aktuell Günter Grass‘ Mammutwerk heute noch ist. Dabei lässt sich das Team um Regisseur Theo Fransz so einiges einfallen, um dem Blech zu neuem Glanz zu verhelfen … Überzeugend arbeitet die Produktion mit Akustik. Zurecht wird das titelgebende Instrument damit als Verpflichtung gelesen, dem Hörsinn eine große Bedeutung für die Handlung beizumessen … Durchweg ist der Schauspieler an diesem Abend allein auf der Bühne und schafft es dennoch mit einfachen, aber effektiven Mitteln die unterschiedlichsten Räume und Figuren zum Leben zu erwecken … Das Bühnenbild von Bettina Weller ist dabei – wie sollte es anders sein – geprägt von Blechtrommeln … Der Inszenierung von ›Die Blechtrommel‹ am Deutschen Theater Göttingen gelingt es, dem in die Jahre gekommenem Blech zu neuem Glanz zu verhelfen. Kurzweilig und sehr lebendig gestaltet sich dieser Theaterabend, der unsere eigene politische Lage anmahnt. Oskar Matzerath zeigt seinen Ärger, wenn er zum Zeichen des Widerstands laut wird. Ein einfaches Vorbild, das an Aktualität nicht verloren hat.« Anika Tasche, Litlog 27.9.2018
Wie der Marsch zum Walzertakt wurde
»Benjamin Kempf versteht es in seiner Rolle definitiv Emotionen in seinen Zuschauern zu wecken. Der subtile, aber effektive Einsatz von Licht und Ton des Bühnenbilds wie auch der Requisiten unterstützt sein Spiel in Tonalität und Ausdruck effektiv … Minutenlanger Applaus ist sein wohlverdienter Lohn.« Claudia Bartels, Göttinger Tageblatt 25.9.2018
Zeitlose Erzählung – mit Brausepulver!
»Geprägt wird das Stück vor allem durch den tollen Schauspieler, der so hingabevoll und vielseitig spielt, dass man ihm wahrlich jede Rolle abnimmt. Lobenswert ist aber auch das klug durchdachte Bühnenbild (Bettina Weller), dass sowohl durch den übergroßen Stuhl des eigentlich nur 94 Zentimeter großen Oskar als auch durch eine Vielzahl von Blech und Blechtrommeln geprägt wird, die sich hervorragend für die akustische Untermalung eignen.
Sowohl Kennern des Buches (oder Filmes) als auch Zuschauern, die erstmalig mit diesem Stoff in Berührung kommen, bietet das Deutsche Theater und Regisseur Theo Fransz hiermit ein großartig umgesetztes Stück der Weltliteratur!« Maren Wöbbeking, Scharfer Blick/Kritikerclub 24.9.2018
Die Blechtrommel als starkes Ein-Mann-Stück
»Theo Fransz war es wichtig, dass das Stück lebt und nicht nur ein reines Erzählstück bleibt. Das ist ihm absolut gelungen, denn es entstehen Bilder im Kopf: gut vermittelte Eindrücke einer Kindheit unter verlogenen Erwachsenen – und einer Kindheit im Dritten Reich. Das Stück hat daher seinen aktuellen Bezug. Die Blechtrommel in Göttingen kommt als Warnung daher, als Milieustudie und als die Geschichte eines seltsamen Jungen. Anders als der Film dauert die Bühnenfassung nur anderthalb Stunden. Trotzdem fehlt es an nichts: weder an Handlung, noch an Intensität. Ein rasantes Ein-Mann-Stück, das mehr Potenzial hat als viele aufwendigere Produktionen.« Eva Werler, NDR 24.9.2018
Weltliteratur im Kleinformat
»Dem Team des Deutschen Theater Göttingen ist eine feinfühlige, ja fast zarte Inszenierung gelungen ist. Die Requisiten sind zurückhaltend, aber pointiert gewählt (Bühne und Kostüme, Bettina Weller). Vom vierfachen Rock bis hin zum Brausepulver-Chemielabor finden die visuell eindrucksvollen Ankerbilder ihren Platz im Stück, während es Benjamin Kempf gelingt die gesamte Zeit den Spannungsbogen der vielen Kapitel aufrechtzuerhalten. Sehr angenehm dabei ist, dass er nicht versucht in seiner Rolle allzu sehr wie ein kleiner Junge zu wirken, sondern seine Kleinbubenhose inklusive Hosenträger sowie die herabgeschobenen Wollstrümpfe sein Alter zur Genüge erahnen lassen. Auch ist sein Spielen angenehm zurückhaltend; dennoch bleibt das für die Figur charakteristische Selbstbewusstsein gepaart mit seiner Kindsköpfigkeit erkennbar. Man kann dem einzigen Darsteller Benjamin Kempf nur höchster Bewunderung aussprechen. Leichtfüßig wechselt er vom ›Vorleser‹ in die uns so vertrauten Charaktere der kaschubischen Großmutter, der emotional zerrissenen Mutter, der vermeintlichen Väter, des zurückhaltenden jüdischen Kaufmanns, der görenhaften Maria usw. – das ist Schauspielkunst vom Feinsten … so hat sich das Deutsche Theater Göttingen ganz sicher ein würdiges Stück ausgesucht, um in der aktuellen Spielzeit mit aller Deutlichkeit #wirsindmehr zu signalisieren.« Ingrid Rosine Floerke, Scharfer Blick/Kritikerclub 23.9.2018