Theater einBLICK

30.01.2024

Ein extravaganter Genuss

Ingrid Rosine Floerke hat für den hauseigenen Kritiker*innenclub des Deutschen Theater Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Premiere »Der große Gatsby« besucht.
Der große Gatsby
Zum Stück

Das Deutsche Theater Göttingen zeigt mit der Vaudeville-Show nach dem Roman »Der große Gatsby» von F. Scott Fitzgerald, dass es ganz Großartiges zaubern kann. Die Geschichte ist ein mehrfach verfilmter Klassiker, den viele kennen, besonders ist hier aber die Raffinesse der musikalischen Umsetzung auf die Theaterbühne. Die Inszenierung der Regisseurin Katharina Ramser ist geprägt von einer beeindruckenden Opulenz, die sicher getragen wird von der nicht weniger eindrucksvollen Liste aller Beteiligten, von der musikalischen Leitung über das Vocalcoaching, bis zur Kostümhospitanz reichend, die zum Werden des Stückes beigetragen haben. Schwärmen darf man bei dem Ergebnis dieser aufwändigen Produktion dabei nicht nur von den Tänzer*innen, die den gesamten Abend eine burleske Atmosphäre schenken, sondern auch von der schauspielerischen Leistung des Ensembles und der starken Gesangsqualitäten jedes Einzelnen, ob im Solo oder im Duett. Wenn man überhaupt jemand hervorheben möchte, so wäre es Moritz Schulze als Nick Carraway, der wie ein lässiger Entertainer die Rolle des Erzählers einnimmt und auch die minimalistischsten, humoristischen ›Side Kicks‹ gekonnt ins Publikum spielt. Und wenn man den Blick auf die Hauptfigur Jay Gatsby richtet, darf man bewundernd feststellen, wie der nur 30jährige Daniel Mühe sich in den gestandenen Selfmade-Millionär verwandelt. Mit eigenen Augen zu sehen, wie ein Schauspieler sich so deutlich entwickelt und ›erwachsen‹ wird, ist ein glücklicher Umstand. Nicht zuletzt hebt die brillante Stimme von Katharina Pittekow die Qualität der Show auf einen so hohen Level, dass man am Ende nur jedem zurufen mag: »Musst Du gesehen haben!« 29.1.2024

 

© Thomas M. Jauk