Theater einBLICK

01.12.2022

Für das innere Kind

Marita Koenig hat für den hauseigenen Kritiker*innenclub des Deutschen Theater Göttingen, der »Scharfe Blick«, die Premiere »Ronja Räubertochter« besucht.
Ronja Räubertochter
Zum Stück

Astrid Lindgrens Werke wie »Ronja Räubertochter« sind geprägt von der kindlichen Sicht auf die Dinge. Und das fasziniert uns, da diese fantasievolle und ehrliche Art etwas ist, wonach wir uns im Alltagsleben sehnen. Diese Sehnsucht einzufangen, schafft die Inszenierung von Theo Fransz spielerisch.
Selbst das Bühnenbild von Bettina Weller spiegelt die Suche nach dem Ursprünglichen gekonnt wider – so wird die Mattisburg und der umliegende Wald kurzerhand zu einer blassen Erinnerung an eine vergangene Zivilisation, denn die Geschichte von Ronja und ihrer Räuberbande wird charmant in die Gegenwart bzw. nahe Zukunft verlegt. Damit gewinnt die Geschichte an Aktualität – die Zuschauenden spüren, dass Erwachsene nicht unbedingt vernünftiger handeln und sich allzu oft an überholten Traditionen festhalten. Und deshalb bedarf es einer neuen, frischen (kindlichen!) Perspektive. Auf die liebevollen Details wird man durch die zahlreichen Überraschungen aufmerksam, die nicht nur die Kinder faszinieren und unterhalten – das Lachen im Publikum steckt fast alle an und der Mattiswald wird plötzlich lebendig. 28.11.2022