Theater einBLICK

27.10.2022

Witzig, böse, schnell

Der Scharfe Blick, der hauseigene Kritikerclub des Deutschen Theater Göttingen, war zur Vorstellung am 7.10.2022 in »Jeeps«. Hier die Eindrücke von Lisa Bissinger, Lydia Förster, Katja Hagedorn, Ronja Kirschke, Marita König, Louis Valentino Kolkmeyer, Ina Laengner, Antje Oeler-Gremmler, Lena Sofia Schraml und Jan Wernicke

Ein gesellschaftskritisches Theater, das mit neuen Lösungsansätzen für alte Probleme überrascht; ein Stück, das nicht nur gesellschaftliche Strukturen, sondern auch theatertypische Strukturen aufbricht! Es überzeugt mit starken Charakteren, unerwarteten Wendungen und unkonventionellen Brüchen. +++
»Jeeps« ist wunderbar gespielt. Es ist hochpolitisch, aber auch sehr witzig! Ich gehe mit vielen Gedanken nach Hause und denke über mein eigenes Erbe nach. +++
Wahnsinn, wie die Bürokratie einen auch im Theater erschlägt! Und: Ich fühle mich ertappt – mein Umfeld wurde in Silke sehr gut wiedergespie(ge)lt … +++
Ich fand das Stück sehr unterhaltsam und beeindruckend. Es hat mich dazu angeregt, zu reflektieren, wie ich über Geld bzw. das Vermögen oder Nicht-Vermögen meiner Eltern spreche. +++
Unabhängig von der Thematik ist »Jeeps« einfach schön anzusehen: Die pastellige Ästhetik des Bühnenbilds ergänzt sich mit den comichaft überzeichneten Kostümen: B-E-A-U-T-I-F-U-L! +++
Theater als Guy-Ritchie-Film im besten Sinne! Witzig, böse, schnell und direkt da hin, wo’s weh tut. +++
»Jeeps« treibt es auf die Spitze und bringt damit soziale Missstände auf den Punkt, so dass man nicht mehr weiß, ob man vor Erstaunen, Empörung oder vor lauter Lachen den Kopf schütteln soll. +++
Das Stück behandelt ein gesellschaftlich sehr komplexes Thema auf eine (teilweise) amüsante Art und Weise. Die behandelte soziale Frage der Erbschaft wird häufig entweder schwarz oder weiß betrachtet, d.h. runtergebrochen auf bin ich entweder fürs Erben oder dagegen. Das Stück schafft es, meiner Meinung nach, zum Nachdenken über beide Ansichten anzuregen und strikte Positionen aufzuweichen. +++
Schmerzhaft akkurat. »Jeeps« hält uns gekonnt den Spiegel vor, so dass wir über die – von den vier Schauspieler*innen glänzend umgesetzte – Situationskomik lachen und uns Sekunden später dabei ertappen, wie wir uns in den Figuren wiedererkennen. Auf dem Nachhauseweg die ungeklärten Fragen im Kopf: Wie ändern wir das alles? Ist eine gerechtere Verteilung möglich?
Scharfer Blick/Kritikerclub