Der junge Mann

Annie Ernaux • Aus dem Französischen von Sonja Finck
dt.x
Premiere 03. November 2024
Dauer 55 Minuten
22.12
So
19:00-19:55 Uhr
12.01
So
19:00-19:55 Uhr
28.01
Di
20:00-20:55 Uhr
Die Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux wurde 1940 als Arbeiter*innenkind in der Normandie geboren und war die Erste in ihrer Familie, die nach dem Schulabschluss studierte. Bereits während ihrer Arbeit als Gymnasiallehrerin begann sie zu schreiben und wurde mit ihren autofiktionalen Texten nicht nur bekannt, sondern war Wegbereiterin für viele andere. Mit »Eine Frau«, »Der Platz« und »Die Jahre« erreichte sie auch in Deutschland ein breites Publikum.
54 Jahre ist sie alt, als sie sich wieder verliebt, und damit eine Zeit beginnt mit täglichen Telefonaten und Treffen an Wochenenden, weil er noch eine Freundin hat, von der er sich aber nach einer Weile trennt. Es beginnt eine Zeit mit lustvoller Sexualität und ganzen Tagen im Bett bei Nieselregen. Dass ihr Freund 30 Jahre jünger ist als sie und Student, bringt sie zurück in ihre eigene Vergangenheit und in die Zeit, als sie studierte, in kalten Zimmern wohnte und billiges Essen aß. Gleichzeitig aber entflieht sie nicht ihrer Lebensrealität, sondern es verwandelt sich ihre Vergangenheit und seine Gegenwart zu einer ganz besonderen und intensiven altersunabhängigen Realität. Und während sie und er das Zusammensein genießen, blicken die Gäste an den Nachbartischen missbilligend, taxieren die anderen am Strand skeptisch ihren Körper und den ihres Freundes und werfen Paare in ähnlicher Konstellation ihnen verschwörerische Blicke zu.
Ganz ohne Scham, mit einer großen Herzlichkeit und scharfen Beobachtungsgabe erzählt Annie Ernaux autofiktional von ihrer Liebesbeziehung zu einem deutlich jüngeren Mann. Sie lädt mit großzügiger Geste dazu ein, den Blick zu verändern und die Liebe zu sehen statt der (noch) ungewohnten Paarkonstellation.
 
PROBENFOTOS: Lenja Kempf

Besetzung

Pressestimmen

»Schnelle Bewegungen, raumgreifende Gesten, eine flotte Mimik und verstohlene Blicke, die Mitwisserschaft herstellen wollen: Andrea Strube gibt der Inszenierung die passende Figur.«
Thomas Kügler, Der Kritiker 4.11.2024

»Strube macht aus dem Text keine bloße Innenschau. Sie bezieht das Publikum auf charmante Weise mit ein, fixiert einen Premierengast, geht auf ihn zu und spricht, als würde sie gerade ihm persönlich etwas erzählen. (...) Spannend dabei ist, dass Strube sowohl eine professionelle Distanz zum Text mitbringt und sich dennoch persönlich mit ihm identifiziert. Damit transportiert sie perfekt die Erzählhaltung der Autorin, die als Erfinderin der modernen Autofiktion gilt, einer Mischung aus autobiografischen und fiktionalen Elementen. (...) Das Publikum spendet der Solo-Darstellerin und ihrem Team begeistert und ausdauernd Applaus.«
Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt 5.11.2024

»Es gelingt Andrea Strube, große Emotionen in kleinen Gesten zu greifen. Sie muss vor dem Publikum dafür nicht in Tränen ausbrechen, sie verändert nur ein wenig die Stimmlage und Körpersprache. (...) Der Vorstellung gelingt es auf außerordentliche Weise, den Text nicht nur erfolgreich umzusetzen, sondern ihn zu interpretieren und zu verdeutlichen. Dabei geht dem Original nichts verloren, Andrea Strube schafft es durch Wiederholungen, Bewegungen und nicht zuletzt durch ihr Schauspieltalent das Original zu würdigen. (...) Die Vorstellung dauert etwa eine Stunde, und ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.«
Miriam Bode, Kulturbüro Göttingen 5.11.2024

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