Der Hund muss raus

Ein Suchtstück von Philipp Löhle
dt.2
Premiere 01. April 2022
Uraufführung
Dauer 100 Minuten
Wir begegnen Drogen überall: Auf dem Bahnhofsvorplatz, im Büro, auf Partys und Festivals, am Mittagstisch der Kirche, im Supermarkt oder an der Bushaltestelle. Doch gibt es typische Verknüpfungen von Biografie, Ereignissen, Dispositionen und bestimmten Drogen? Stellt das Leben irgendwann die Weichen oder ist jede*r einzelne für seine*ihre Süchte und Abhängigkeiten selbst verantwortlich? Und wie reagiert die Gesellschaft auf Süchtige? Philipp Löhle erforscht in Gesprächen mit Betroffenen und Expert*innen Mechanismen und Realitäten von Drogen und Süchten und schreibt für das Ensemble auf der Bühne ganz eigene Geschichten.

Zum Autor Philipp Löhle
Der 1978 geborene Philipp Löhle begann schon während seines Studiums der Geschichte, Theater- und Medienwissenschaft und deutschen Literatur mit dem Schreiben von Theaterstücken. Diese erhielten etliche Preise und Nominierungen beim Heidelberger Stückemarkt und bei den Mülheimer Theatertagen. Außerdem war er Hausautor am Maxim Gorki Theater Berlin, Nationaltheater Mannheim, Staatstheater Mainz und ist es aktuell am Staatstheater Nürnberg. Nach der Uraufführung »Bombe!« inszeniert er am Deutschen Theater Göttingen seine zweite Regiearbeit mit »Der Hund muss raus«.
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Pressestimmen

Grammgenaue Details »Mit leichter, nie zu hektischer Nervosität erzählen die Darsteller*innen von den verblüffend normalen Biografien, von Versuchungen, Hemmungslosigkeit, Suizidgedanken und Hausaufgaben mit Sixpack. Offen und klar, fast lässig sprechen sie diese Geschichten – direkt ins Publikum hinein und aus allen Milieus der Gesellschaft. Löhle und dem Ensemble gelingt ein Abend, der dokumentarisch ist und spielerisch zugleich, der einen erschrecken lässt und schmunzeln, der recht unpathetisch von Ausweglosigkeit erzählt und vom Leben am Rand der Gesellschaft. Und davon, dass Sucht immer bleibt und Rettung nirgends ist.«
Katrin Ullmann, Theater heute Juni 2022

Junkies mit Heißklebepistolen »Philipp Löhle inszeniert eine Geschichte des Suchtkonsums, verwoben mit Lebensgeschichten und -wirklichkeiten jenseits der Klischees … Die (krankheitsbedingt bei der Premiere drei statt vier) Menschen auf der Bühne stehen dabei vor einer gigantischen Wand, an die eine golden schimmernde Kronkorkenlandschaft geklebt ist … Löhle gelingt in ›Der Hund muss raus‹ eine einfühlsame Suchtgeschichte, die sich dicht an der Lebenswirklichkeit bewegt – der des Publikums und der der Portraitierten, die nie versucht, auf den ganz großen Knalleffekt zu zielen und mit einem simpel-fantastischen Kronkorkenkunstwerk von Bühnenbild beeindruckt.«
Jan Fischer, nachtkritik.de 2.4.2022

Was führt zur Sucht, was folgt aus ihr? »Dieser Abend hätte ein schwermütiger werden können. Zu groß, zu weltumspannend, zu ernst scheint das Thema, um daraus abwechslungsreiche und auch durchaus unterhaltsame 100 Minuten machen zu können. Doch weit gefehlt: Philipp Löhle, Autor und Regisseur des Stückes, gelingt mit dieser Uraufführung der schwierig zu beschreitende schmale Grat zwischen U und E, zwischen Botschaft und Humor, zwischen Stille und Lautstärke ... Das Bühnenbild von Thomas Rump ergänzt sich hervorragend mit dem Gespielten. Die Kronkorken an der Wand können nicht nur für unzählige geleerte alkoholische Getränke stehen, sondern auch für das Geld, das mit Suchtmitteln gemacht wird. Eine geschickt eingesetzte Videoprojektion und weitere Überraschungen, die die Bühnenwand bereithält, sorgen für mehrere Aha-Effekte im Laufe der Vorstellung ... Eigentlich sollte an diesem Abend auch Gerd Zinck mit auf der Bühne stehen, doch aus Krankheitsgründen sind die Darsteller*innen heute nur zu dritt … Chapeau an alle Beteiligten, dass das Fehlen eines Viertels der Originalbesetzung an keiner Stelle negativ aufgefallen ist. Die drei Darsteller*innen, die die Bühne bei der Uraufführung vollkommen ausfüllen, zeigen große Spielkunst: Paul Trempnau glänzt durch ausdrucksvolle Mimik und körperliche Wendigkeit. Christoph Türkay zeigt starke Wandlungsfähigkeit und ein ausgeprägtes Taktgefühl für Worte und Pointen. Das Spiel von Jenny Weichert beeindruckt besonders durch seinen hervorragenden Fluss, in dem die Worte sehr natürlich zu einem Text werden und der dem Dargestellten eine hohe Authentizität verleiht. Drei starke Schauspieler*innen und ein abwechslungsreich auf die Bühne gebrachtes Thema, das zum Nachdenken anregt, aber nie zu sehr den Zeigefinger erhebt, sorgen für eine bejubelte Uraufführung am Deutschen Theater Göttingen. Wertung: ✱✱✱✱✱✱✱✱✱9 von 10 Sternen!«
Marcel Lorenz, unddasleben.wordpress.com 2.4.2022

Raus aus dem Teufelskreis »Das Publikum war begeistert. Der Text von Philipp Löhle beruht auf Gesprächen, die der Autor mehrere Monate lang mit vier Drogenabhängigen geführt hat … Im Rausch scheinen die Darsteller mit dem Hintergrund zu verschmelzen und lösen sich tatsächlich irgendwie auf, indem sie, durch dunkle Löcher kriechend, hinter der Wand verschwinden. Ein irrwitziger Effekt, der dieser geradezu genialen und hochästhetischen Bühnenbild-Idee von Ausstatter Thomas Rump eine unerwartete zusätzliche Funktion verleiht. Paul Trempnau, Jenny Weichert und Christoph Türkay bringen den Text wahrhaftig zum Leben. Da ist nichts aufgesagt, sondern es sprechen wirkliche Menschen; erzählen mal nüchtern, mal ausbrechend ihre Biografien, können sich wunderbar verhaspeln, stottern, sich einander ins Wort fallen oder sich anschweigen. Wie Jenny Weichert mit einer Mini-Gesangseinlage die Königin der Nacht assoziiert, ist bewundernswert. Keine Minute ist langweilig und am Ende ist tatsächlich auch die Rede von dem Hund, der raus muss.«
Michael Schäfer, Göttinger Tageblatt 4.4.2022

Premiere von Philipp Löhles Uraufführung »Der Hund muss raus« im Deutschen Theater Göttingen »Begeistert und lang war der Applaus im dt.2 für die Uraufführung ›Der Hund muss raus‹ von Philipp Löhle … In der stimmigen Inszenierung des Autors spielten Jenny Weichert, Paul Trempnau und Christoph Türkay eine großartige, nachdenklich stimmende Premiere ... Das Besondere an dem Stück: Hinter den Bühnenfiguren stecken Menschen. Der Autor hat sie kennengelernt und in monatelangen Gesprächen ihre Schicksale festgehalten. Alle vier haben den Texten zugestimmt, allein ihre Namen sind geändert.«
Ute Lawrenz, hna.de 4.4.2022

Eine Zeitreise »Wenn die Darsteller*innen Jenny Weichert, Paul Trempnau, Christoph Türkay und Gerd Zinck (nicht Schauspieler*innen!) die Geschichten von Süchtigen erzählen, so erlebt man – teils nüchtern, teils humorvoll, aber immer bewegend – kleine Zeitsprünge in die Leben anderer ... Die Darsteller*innen, die es schaffen, diese intimen Erzählungen derart authentisch, respektvoll und mit der richtigen Portion Witz an die Zuschauer*innen zu bringen ... Das eindrucksvolle Bühnenbild mit der goldenen Kronkorken-Wand, welche ich salopp als Biermahnmal bezeichnen würde ...«
Lena Sofia Schraml, Scharfer Blick/Kritiker*innenclub 16.2.2023

Berauschend, bedrückend, politisch »Paul Trempnau, Christoph Türkay, Jenny Weichert und Gerd Zinck spielen ihre Rollen so überzeugend, dass sie zu Beginn des Stücks auf ihre Funktion als Darstellende verweisen (müssen) ... Hintergrund ist dabei stets eine aus hunderten Kronkorken schimmernde Wand, kreiert von Bühnenbildner Thomas Rump. Durch Lichteffekte in einem Moment majestätisch gold leuchtend, werden die Darstellenden im nächsten Moment wortwörtlich von ihr verschlungen. Eine clevere Verbildlichung des dargestellten Wechselspiels zwischen berauschender Lust und damit einhergehendem Kontrollverlust.«
Louis Valentino Kolkmeyer, Scharfer Blick/Kritiker*innenclub 2.3.2023

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