Enis Maci: Die gebürtige Gelsenkirchenerin studierte Literarisches Schreiben in Leipzig und Kultursoziologie in London. 2018 wurde ihr erstes Stück, »Lebendfallen«, am Schauspiel Leipzig uraufgeführt, noch im gleichen Jahr folgte die Uraufführung von »Mitwisser« am Schauspielhaus Wien. In der Kritikerumfrage von Theater heute wurde sie zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres gewählt. Im Suhrkamp Verlag ist ihr Essay-Band »Eiscafé Europa« erschienen.
Drei Verbrechen, begangen auf drei Kontinenten. Drei Verbrechen, verübt aus unterschiedlichen Motiven, vor unterschiedlichen Hintergründen. Drei Verbrechen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben.
Port St. Lucie, Florida, USA: Eine sterbende Stadt, ein billiges Seniorenparadies, aus dem alle fliehen, die jung sind und noch an ihre Zukunft glauben. Für diejenigen, die noch nicht gehen können, ist jede Abwechslung willkommen. Etwa eine Party, zu der Tyler Hadley seine High-School-Clique einlädt, und an deren Ende eine grausame Entdeckung steht.
Koruyaka Köyü, Türkei, Asien: Nevin Yıldırım wird von einem Mitglied ihrer Familie vergewaltigt. Der Täter behauptet, sie habe ihn verführt und macht sie damit in der patriarchalischen Welt ihres Dorfes zum Freiwild. Von ihrem Umfeld und der Justiz ist keine Hilfe zu erwarten, sodass Nevin die Rache schließlich selbst in die Hand nimmt.
Dinslaken, Deutschland, Europa: Mit dem Strukturwandel sind im Ruhrgebiet nicht nur Arbeitsplätze und Wohlstand verschwunden, es fehlt an gesellschaftlichen Perspektiven. Junge Erwachsene verbringen ihre Zeit in Fußballstadien oder vor Trinkhallen. Einer von ihnen, Nils Donath, beginnt sich in salafistischen Parallelgesellschaften zu bewegen und vollzieht bald darauf einen radikalen Bruch mit der europäischen Kultur.
Enis Macis poetischer Text lenkt den Blick auf die Gemeinsamkeit der drei Verbrechen: Sie fanden vor den Augen der Öffentlichkeit statt. Weniger als die Täter*innen interessiert die Autorin das gesellschaftliche Ökosystem, das ihre Verbrechen erst möglich macht. Welche Schuld laden Mitwisser*innen auf sich? Und wie tragen sie damit zum Entstehen der Wirklichkeit bei, in der wir alle leben?
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Pressestimmen
Auf der Suche nach der Schuld »Die fünf Schauspieler meistern die schwierige Aufgabe des kollektiven Sprechens, ihre Bewegungen auf der Bühne sind perfekt choreografiert … ›Mitwisser‹ ist ein klug durchdachtes und experimentelles, aber kurzweiliges Stück, das komplizierte Fragen aufwirft.«
Hanna Sellheim, Göttinger Tageblatt 27.2.2023