Kurz vor dem Abflug zu einem wichtigen Casting für einen Action-Blockbuster in London betritt der bekannte und erfolgreiche Filmschauspieler Daniel eine Berliner Eckkneipe, um bei einem schnellen Kaffee Text zu lernen und auf ein Taxi zum Flughafen zu warten. Ein ihm fremder Stammgast namens Bruno beginnt ungefragt ein Gespräch. Es stellt sich heraus, dass Bruno im gleichen Haus wie Daniel wohnt und seit Jahren dessen Post entgegennimmt. Zu DDR-Zeiten hat der bisher unbekannte Nachbar sogar in der jetzigen Wohnung des Stars und seiner Familie gelebt – bevor sie, für ihn unbezahlbar, zu einem teuren Loft umgebaut wurde. Was als harmloses Kneipengespräch über Daniels Filmrollen beginnt, wird schnell übergriffig-verstörend: Bruno provoziert ihn mit immer neuen intimen und pikanten Details aus seinem Privatleben. Alle Versuche, ihn loszuwerden, schlagen fehl. Schnell wird klar: Der Schauspieler wird es heute nicht mehr nach London schaffen, doch das wird seine geringste Sorge sein. In Daniel Kehlmanns schwarzhumorigem Kammerspiel »Nebenan« prallen die Welten eines westdeutschen Filmstars und eines ostdeutschen Gentrifizierungsopfers und Wendeverlierers ungebremst aufeinander. Ein bitterböses Katz- und Maus-Spiel mit messerscharfen Dialogen und überraschenden Wendungen.
Pressestimmen
»Nebenan« stellt Beziehungen in Frage, angefangen bei der zum Nachbarn bis hin zur Zweisamkeit in einer Ehe und nicht zuletzt der zwischen Ossis und Wessis. Ein scharfsinniger Spaß mit vielen Hakenschlägen, der dazu zwingt, werdende Muster neu zu überdenken.
Ute Lawrenz, HNA 18.9.2025
Die Tragikomödie »Nebenan« von Daniel Kehlmann, die am Sonntag im Deutsche Theater in Göttingen im dt.x-Keller Premiere feierte, ist voller Sarkasmus, Witz, Spiellust und Action. Was als schwarzhumorige, Ost-West-Befindlichkeit beginnt, endet in verbalen Gewinner-Verlierer-Rangeleien – nur, dass es keinen wirklichen Gewinner gibt. Stück und Inszenierung gehen gekonnt tief in deutsche Befindlichkeiten.
Udo Hinz, Göttinger Tageblatt 16.9.2025
Wenn das Gespräch zur Abrechnung wird: »Nebenan« überzeugt mit einer dichten Atmosphäre und viel Nervenkitzel. (...) Von Anfang bis Ende ziehen Moritz Schulze und Ronny Thalmeyer die Zuschauer:innen in ihren Bann, und man fragt sich ständig, für welche Person man nun eigentlich Sympathie empfinden soll. Ein fesselndes Katz-und-Maus-Spiel, bei dem nie Langeweile aufkommt dank des gelungenen Pacings.
Keanu Demuth, Kulturbüro 16.9.2025
Raphaela Mösts gelungene Inszenierung dieses intelligent gebauten Stücks im Bühnenbild und mit Kostümen von Belén Montoliú ist ein teuflisches Vergnügen. Blicke in Abgründe, mit Verve gespielt von einem kleinen aber fein besetzten Ensemble. Empfehlung.
Mischa Drüner, Scharfer Blick / Kritiker*innenclub 18.9.2025
Die Regisseurin Raphaela Möst hat den harten Einbruch im Leben der DDR Bürger*innen während und nach der Wende mit Daniel Kehlmanns Stück anschaulich gemacht und doch humorvoll verpackt.
Andreas Arnemann, Scharfer Blick / Kritiker*innenclub 23.9.2025
Die Darsteller dieses fesselnden Theaterstücks (...) zeigen durch rundum eindrucksvolle Szenen ein spannendes und kontroverses Milieustück, in dem am Ende viel zerbrochen zu sein scheint.
Hedda Rienäcker, Scharfer Blick / Kritiker*innenclub 23.9.2025