Irgendwo auf dem Land wartet ein Volk auf Nachricht. Eigentlich kein Volk mehr, eher die Reste einer Gesellschaft, die Daheimgebliebenen, die der Krieg nicht gebrauchen konnte, die Frauen und Kinder, die Kranken, Alten und Versehrten. Die Kriegsfähigen sind schon vor langer Zeit ausgezogen. Die Zurückgebliebenen warten zwischen Furcht und Hoffnung auf Nachrichten von ihren Angehörigen, Meldungen über Sieg oder Niederlage. Auch Atossa wartet sehnsüchtig auf ein Lebenszeichen ihres Sohnes, dem Perserkönig Xerxes, der den Krieg gegen die Griechen angezettelt hatte. Plötzlich taucht ein Bote auf und berichtet vom Verschwinden des Perserheeres nach einer Flut. Der Grund für das Scheitern soll menschliche Hybris gewesen sein. Doch es folgen weitere Boten, deren Berichte sich widersprechen oder sich zumindest immer mehr von dem entfernen, was gewesen sein könnte. In ihrer Überschreibung von »Die Perser« geht es Ivana Sokola um die Unzuverlässigkeit von Erzählungen, die Vermittelbarkeit von Bildern und die Fiktionalität von Krieg. Wie verarbeiten die Daheimgebliebenen die Situation des Krieges? Wie geht das Volk damit um, wenn die Versehrten zurückkehren? Und welche Geschichten bringen die Geister der Vergangenen wieder ans Licht?
Pressestimmen
»Das wird wunderbar dargestellt zu Beginn, als sie so übertrieben schluchzen und sich in die Arme fallen. Man kann nur lachen und merkt gleichzeitig mit Schaudern, dass unsere Gesellschaft in vielen Bereichen doch gerade so tickt.«
Vera John, Die deutsche Bühne, 26.10.2025
»Andrea Strube ist wunderbar in der Rolle der Atossa. Klar, kühl, kompromisslos: Diese clevere Herrscherin in Sokolas "Wir Perser" weiß, die Abwesenheit der Männer und vor allem ihres Sohnes ist ihre Chance. Und die nutzt sie für sich und ihre Ideen.«
Katrin Pietzner, NDR, 24.10.2025
»Mit ihrem Prolog setzt sie den nachdenklichen Ton der Tragödie. Wie entsteht Geschichte? Wer schreibt sie auf? Wer erzählt? Ist das Leben die Geschichte? Ein großartiger, mitreißender Beginn für einen herausragenden Theaterabend. Die Uraufführung im vollen Deutschen Theater in Göttingen am Samstag wurde jubelnd gefeiert.«
Bettina Fraschke, HNA, 27.10.2025
»Regisseur Branko Janack zeigt mit seiner großartigen und innovativen Inszenierung, was Theater heute kann, und was diese Kunstform nach wie vor einmalig macht.«
Udo Hinz, Göttinger Tageblatt, 27.10.2025
»Der Regie gelingt mit viel Witz eine dichte, kurzweilige Inszenierung. Für die Sokola eher assoziativ denn stringent die Archaik der Vorlage mit reichlich Anspielungen auf gegenwärtige politische und soziale Entwicklungen verschweißt.«
Jens Fischer, TAZ, 29.10.2025