Marie Seiser

wurde in Halle an der Saale geboren und studierte von 2007 bis 2011 Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Stationen u. a.: Schauspielhaus Hamburg, Kampnagel in Hamburg, Münchner Residenztheater. Für das Fernsehen spielte sie u. a. in den ARD-Serien »Familie Dr. Kleist« und »Paulas Sommer«. Seit der Spielzeit 2014/15 ist sie am Deutschen Theater Göttingen engagiert.

 

© Frank Stefan Kimmel

Warum in der heutigen Zeit lieber Komödie oder Tragödie? (gefragt von Nikolaus Kühn)
»Danke für die Frage, tatsächlich hat diese mich, zumindest so ähnlich, die letzten beiden Jahre viel beschäftigt. Ich bin gerade das dritte Mal Mutter geworden und hatte offen gestanden eine große innere Abwehr wieder zurück ans Theater zu gehen, gerade weil es so oft so schwere Stoffe sind, so harte Schicksale und ich gerade in der Stillzeit so unglaublich offen und verletzlich war, dass es mich viel Kraft gekostet hat, trotz all der dystopischen Prognosen, dem Krieg, all dem sich immer weiter zuspitzenden Konflikten auf der Welt, positiv zu bleiben und innerlich gefestigt den Kindern ein geborgenes Zuhause zu kreieren. Deswegen habe ich die Nachrichten immer nur in kleinen Dosen an mich gelassen und wäre ungern in schwere Stücke/ Tragödien gegangen oder beteiligt gewesen. Ich habe mich nach der Freude, der Gemeinschaft, der Hoffnung gesehnt.
Und doch denke ich, braucht es das Theater als kritischen Denkraum, als Stachel, als Protest, als Aufwühlen. Auch wenn gleichzeitig die Frage in mir bleibt, wohin mit dem Aufgewühlten, wenn es keinen Kanal nach draußen gibt?, wenn ich keinen Weg weiß, wie ich daraus handeln kann, noch ein bisschen nachhaltiger einkaufen - verzichten? Aber dann? Wie sammelt sich in mir nicht noch mehr Ohnmachtsenergie?
Für mich braucht es beides, immer dann wenn ich es mir zu bequem mache, mein Bewusstsein nur in meiner Blase bleibt, bin ich dankbar für das innere Aufrütteln. Und wenn es mir Außen alles zu bedrückend wird, sehne ich mich nach Leichtigkeit. Und dann braucht es für mich vor allem noch etwas Drittes. Räume, wie beispielsweise Gerald Hüters Akademie für Potenzialentfaltung, Foren, Vernetzungs- und Handlungsräume. Und als Sahnekirsche obendrauf, noch Erlebensräume, wo alle sich beteiligen können, Singen, Tanzen, Spielen, Phantasieren können und so ganz nebenbei, nichts konsumiert, keine Rechenmaschinen laufen und kein Benzin oder Kerosin verbraucht wird.
Und jetzt freue ich mich, mich ab nächste Woche wieder ins Theater zu wagen - als Erstes in eine hoffentlich aufwühlende Komödie : der Kirschgarten.«