Eribon erzählt die Geschichte seiner Mutter, die, gebrechlich geworden, in ein Altenheim umziehen muss. Nach kurzer Zeit verstirbt sie. Eigentlich hatte er, der Sohn und Autor, sie dort häufiger besuchen wollen. Schonungslos legt Eribon in diesem Text dar, wie sehr Politik und Gesellschaft die skandalöse Situation vieler alter Menschen am Ende ihres Lebens lange verdrängt haben. Der Philosoph und Soziologe entfaltet darüber hinaus das Porträt des Milieus der französischen Arbeiterklasse – mit ihren Sorgen, ihrer Solidarität, ihren Vorurteilen. Weise wird gemeinsam mit Bürgerinnen und Schauspieler*innen auf Grundlage dieses Textes ein Chorprojekt für die Stadt realisieren. Es findet dort statt, wo Arbeit geschaffen wird: im zufall.lab, einer Industriehalle in der Weststadt.
Mit freundlicher Unterstützung des Arbeitgeberverband Mitte e.V. und ZUFALL logistics group Göttingen.
PROBENFOTOS: Isabel Winarsch
Pressestimmen
»Gaby Dey spielt die Mutter mit ihrer bekannten enormen Bühnenpräsenz. Beeindruckend, wie es ihr gelingt, den Verfall dieser Frau quasi im Zeitraffer zu zeigen. (...) Regisseur Weise hat dieses persönliche Schicksal sehr schlüssig mit dem gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang verwoben. Wie selbstverständlich fügen sich die Szenen ausgewogen ineinander. Mit viel Gefühl für Dramaturgie und den Fluss der Geschichte hat er die Akteure zueinander gebracht.«
Peter Krüger-Lenz, Göttinger Tageblatt 30.5.2025
»Didier Eribon wird hervorragend verkörpert durch Roman Majewski, Gaby Dey spielt eindrucksvoll die Mutter und mit ihnen auf der Bühne sind Nikolaus Kühn und Marina Lara Poltmann. Ein besonderes Highlight ist der aus 12 Göttinger Frauen bestehende Frauenchor – dieser verkörpert sowohl individuelle Frauen mit ihren Geschichten als auch das gemeinsame Schicksal von Frauen in der französischen Arbeiterklasse. Es geht um das Dasein als Ehefrau und Mutter, um das Individuum und das geteilte Schicksal, auf das aufmerksam gemacht werden soll. Auch Femizide werden thematisiert, als es darum geht, dass Frauen oft um ihr Leben fürchten müssen, wenn sie ihren Partner verlassen wollen. Das Theaterstück ist ungewöhnlich und gerade deswegen äußerst lohnend zu sehen – viele starke Emotionen werden bei diesem hautnahen Theatererlebnis herübergebracht.«
Alina Hagen, Kulturbüro Göttingen 27.5.2025
»Die Videoinstallationen (Stefano Di Buduo und Natan Andrea Ruzza) griffen Gefühle auf und warfen sie wie sichtbar gewordene Nervenreize des Gehirns auf die Projektionsflächen. (...) Dieses Stück selbst bietet in einem Sprachspiel mit erweiterten Regeln unbequeme aber dringend notwendige Antworten an. Eine davon: Sage die wirkliche Wahrheit, schonungslos ehrlich. Applaus im Stehen.«
Andreas Erdmann, HNA 27.5.2025