Der eingebildete Kranke

Komödie von Molière
dt.1
Premiere 22. Februar 2020
Dauer 110 Minuten
Zum Autor Molière | Ohne Jean Baptiste Poquelin (1622-1673), genannt Molière, wäre die moderne Komödie undenkbar. Er hat die Gattung gründlich reformiert, hat anstatt der damals üblichen ›Typen‹ echte ›Charaktere‹ auf die Bühne gestellt. Für das Publikum und die Ensembles seiner Zeit eine Herausforderung, der sie sich nur zögernd aussetzten. Aber Molière blieb beharrlich und setzte sich durch. Der Sonnenkönig fand Gefallen an Molières Stücken und setzte eine großzügige Apanage aus. Doch mit »Tartuffe« brachte er den konservativen Hofstaat gegen sich auf und wurde Opfer der Zensur. Erst eine Verschiebung der Machtverhältnisse ermöglichte die triumphale Uraufführung. Die Komödie war in der Weltliteratur angekommen.
Regie
Matthias Reichwald

Musikalische Leitung
Michael Kessler

Bühne
Jelena Nagorni

Kostüme
Elena Gaus

Dramaturgie
Verena von Waldow

Argan leidet schrecklich unter seinen Krankheiten, beschäftigt einen ganzen Stab von Ärzten, deren Diagnosen ihm bestätigen, dass es noch schlimmer um ihn steht, als er annahm. Die Krankheiten bestimmen sein Leben und sein Denken, sie bringen ihn sogar dazu, seiner Tochter Angélique vorzuschreiben, einen Mediziner zu heiraten, damit die hausärztliche Grundversorgung kostengünstig gesichert ist. Denn Krankheit, das weiß auch Argan, bedeutet nicht nur leiden, sondern auch zahlen. Die Ärzte verschreiben teure Therapien, obwohl sie wissen, was jedem in Argans Umgebung klar ist: Argan ist Hypochonder. Dagegen helfen keine Pillen, entscheidet das lebenspraktische Hausmädchen Toinette, dagegen hilft nur, den Blick vom überschätzten Ich auf die realen Zustände im eigenen Heim zu lenken. Denn da liegt so einiges im Argen. Doch um die Wirklichkeit zu erkennen, muss Argan die Krankheit zum finalen Ende treiben. Er muss sich totstellen. Und so setzt Molière, der während der vierten Vorstellung von »Der eingebildete Kranke« auf der Bühne verstarb, dem Tod das Lachen entgegen.
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Pressestimmen

Schaut her, wir spielen Molière »Die Schauspieler*innen, allesamt alte Hasen auf der Göttinger Bühne, überzeugen mit Spielfreude, Gesangseinlagen und rasanten Wortwechseln … Es ist erfrischend, dass hier ein Klassiker gezeigt wird, der nicht postmodern in poppig-trashiger Art überinszeniert wird. Spannend ist auch, dass der Originaltext über die Jahrhunderte nichts von seinem Witz verloren hat. Und nicht nur Molières Dialoge überzeugen an dem Abend, sondern auch das facettenreiche und ausdrucksstarke Spiel des gesamten Ensembles. Alles in allem ist die Inszenierung eine kluge Hommage an die klassische Charakterkomödie und ihren französischen Begründer. In der Tradition der Commedia dell’arte stehend, hält sich das Stück nicht lange damit auf, Probleme aufzuwerfen und zu vertiefen. Stattdessen strebt es eine große szenische Wirkung an und das gelingt ihm immer wieder. So sieht es auch das Premierenpublikum. Es beschließt die Aufführung mit langanhaltendem Applaus.«
Charlotte Kaletsch, litlog.de 4.3.2020

Gesundheitswahn und Heuchelei »Lacher im Publikum, Szenenapplaus, lang anhltender Beifall und angeregte Gespräche nach der Vorstellung, die an nichts kränkelte.«
Kuno Mahnkopf, Göttinger Tageblatt 24.2.2020

Vom kräftezehrenden Leiden »Amüsante Komödie. Gelungene Inszenierung mit Dynamik, tollen Kostümen und genialen Schauspieler*innen.«
Hanna Maiterth, HNA 24.2.2020

Lachen ist gesund »Das variable Bühnenbild bietet die Grundlage für eine gut ausbalancierte Nutzung von Vor- und Hauptbühne … Pointiert und mit ordentlichem Schalk im Nacken wird der Witz des Stückes hervorgekitzelt, Running Gags und messerscharfe Parodien treffen das Humorzentrum des Publikums. Das ist natürlich auch immer Geschmackssache, aber etliche ZuschauerInnen kommen an diesem Abend aus dem Lachen kaum heraus, was ein gutes Zeichen ist. Dabei gelingt Matthias Reichwald die schmale Gratwanderung zwischen Schalk und Blödelei, sodass die Aufführung nie ins zu sehr Übertriebene abdriftet, nie vollends zum Klamauk wird.<br /> Dass das gelingt, garantiert wieder einmal das stark aufspielende Göttinger Ensemble. Florian Eppinger spielt den Argan mit den nötigen Facetten, mal zackig aufbrausend (sodass man fast jeder Zeit ein ›Nein!‹ – ›Doch!‹ – ›Oh!‹ erwarten könnte), mal gebrochen tragisch. Gaby Dey ist eine herrlich gewitzte Toinette, die sich mit Argan nur so die Textbälle zuwerfen kann. Rebecca Klingenbergs Spiel ist so klar im Ausdruck, dass man die Falschheit der Béline aus jeder Pore strömen sieht. Katharina Müller beeindruckt besonders in einer parodistischen Opern-Szene mit sehr treffsicherem Gesang. Marco Matthes spielt den unangepassten Cléante mit der nötigen sympathischen Rauheit.<br /> Den größten Applaus ernten am Ende hochverdient Volker Muthmann und Florian Donath, die beide mehrere Rollen spielen und dabei große Wandlungsfähigkeit und noch größeres komödiantisches Talent beweisen. Wie Muthmann als Monsieur Diafoirus immer wieder vornüber aus seinem Rollstuhl kippt, ist beeindruckend. Und Florian Donath, Meister der kleinen und großen Gesten, spielt den Thomas mit solcher Hingabe, dass es eine pure Freude ist. Im dritten Akt turnt er als unheilverkündendes Arztmonster Monsieur Purgon auch noch im Fettkostüm durch die Gegend. Mehr geht nicht … Einmal mehr zeigt das Deutsche Theater eine seiner größten Stärken: Klassiker zeitgemäß auf die Bühne zu bringen und dabei den Kern des Werkes zu respektieren. Das Publikum belohnt SchauspielerInnen und Kreativteam mit lang anhaltendem, begeistertem Applaus.«
Marcel Lorenz, unddasleben.wordpress.com 23.2.2020

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