Der exzentrische und ehrgeizige Schauspieler Hendrik Höfgen schlägt sich zunächst 1926 als Provinzgröße am Hamburger Künstlertheater durch, doch avanciert er in kürzester Zeit zum Liebling der Herrschenden und zum Intendanten des Berliner Staatstheaters. Als die Nationalsozialisten an die Macht kommen, flieht er zunächst, wie viele seiner Kolleg*innen, aus Angst vor möglicher Verfolgung. Doch als armer Flüchtling im Exil leben, während in Deutschland der Rausch von Prominenz und Erfolg winkt? Wohl kaum. Schnell kehrt er zurück, arrangiert sich mit den neuen Machthabern und verrät somit nicht nur seine eigenen politischen und ethischen Ideale, sondern auch seine Freund*innen und Kolleg*innen. Er gibt sich dem Drang danach, ganz oben zu sein, gänzlich hin, egal auf welche Kosten, und wird so zum »Affen der Macht, zum Clown, zur Zerstreuung der Mörder«. Klaus Mann hat diesen »Roman einer Karriere« 1936 im Zorn (und im Amsterdamer Exil) geschrieben: Erbittert musste er registrieren, wie grassierend ein haltloser Opportunismus um sich griff. Er schuf mit »Mephisto« eine höchst detaillierte Menschenbeobachtung, die Fragen stellt nach persönlicher Integrität, nach Opportunismus und Widerstand, und danach, wie sich die Kunst zur Macht verhält.
PROBENFOTOS: Georges Pauly
Pressestimmen
»Mitgerissen wurde das Premierenpublikum von dieser ganz großen Inszenierung und der Leistung des Ensembles, aus dem Berlepsch herausragte. Ein Abend, der bewegt, in Erinnerung bleibt – und auch mahnt. Zu viel aus dieser Zeit wiederholt sich gerade. Sicher eine der stärksten Produktionen der Spielzeit. Das Publikum würdigte das alles mit minutenlangem Beifall im Stehen – vollkommen zu Recht.«
Peter Krüger-Lenz, Göttinger Tageblatt 28.4.2025
»Die Aufteilung des Stücks und das Pacing ist dem Ensemble mehr als geglückt. (...) ›Mephisto‹ überzeugt besonders mit einem starken Hauptdarsteller und schafft es, den Geist von Klaus Manns Roman einzufangen. Die musikalische Untermalung à la Rolling Stones und die Montagesequenzen geben dem Charakterporträt einen frischen Anstrich. Und vor allem der moralische Aspekt des Stücks trifft genau den Nerv unserer Zeit. Somit ist ›Mephisto‹ nicht nur extravagante Unterhaltung, sondern ein Weckruf zum Schutz unserer demokratischen Werte!«
Keanu Demuth, Kulturbüro Göttingen 28.4.2025
»In Göttingen schafft das gelungene Zusammenspiel zwischen Regie und Dramaturgie (Theresa Leopold), Bühne (Jörg Kiefel), Kostüm (Renée Listerdal), Choreografie (Michael Tucker) und Musik (Michael und Johannes Frei) etwas Aufwühlendes. Kein Brechtsches Lehrstück, keine braun vermooste Moralkeule, sondern ein kunstvoll geknüpftes Netz vieldeutiger Szenen, in dem Menschen mit anderen Menschen spielen, erst lustvoll, naiv und mutig, zunehmend manisch, marionettenhaft und selbst verleugnend.«
Andreas Erdmann, HNA 30.4.2025
»Wieder einmal gelingt es dem Deutschen Theater Göttingen, einen Roman-Klassiker nachvollziehbar und doch mit modernen Twists zu erzählen – mit vielen Aussagen über Vergangenheit, Gegenwart und vielleicht auch Zukunft. Stehende Ovationen eines hoch zufriedenen Göttinger Publikums belohnen alle Mühen.«
Marcel Lorenz, unddasleben.wordpress.com 1.5.2025